Immer aufwärts: Das war die Perspektive der Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen Jahren. 2018 ist das Bruttoinlandsprodukt – das heißt die deutsche Wirtschaftsleistung – noch um 1,4 Prozent gewachsen. 2019 wird das Wachstum bei 0,5 Prozent liegen, um laut Prognose 2020 wieder auf 1,0 Prozent zu klettern. Eine Konjunkturkrise ist das noch nicht, eher eine Verlangsamung des anhaltenden Wachstums.
Der Maschinen- und Anlagenbau wird das Jahr 2019 mit einem Minus von 2,0 Prozent abschließen und erwartet für 2020 einen weiteren Rückgang in gleicher Höhe. Noch schlechter sehen die Perspektiven für die Automobilindustrie aus. Sie steht vor großen Veränderungen.
Welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen auf die Unternehmen der Oberflächentechnik haben? Der Jahresrückblick 2019 des ZVO spricht von rückläufigen Umsätzen und Kurzarbeit als ersten Anzeichen des Strukturwandels in der mittelständisch geprägten Galvano- und Oberflächentechnik. Eine (nicht repräsentative) Branchenumfrage von JOT zeigt ein uneinheitliches, aber nicht gänzlich negatives Bild.
Lackieranlagenbau: Kunden investieren weiterhin in Flexibilität
So bewahrheiten die Antworten der Anlagenbauer das geflügelte Wort, dass in jeder Krise eine Chance steckt. Ein führender Hersteller von Lackieranlagen für die Automobilindustrie profitiert nach eigenen Angaben davon, dass neue Hersteller von (Elektro-)Fahrzeugen auf den Markt drängen. Die etablierten Autohersteller stehen unter dem Zwang, ihre Produktion zu flexibilisieren. Sie investieren daher ebenfalls in Anlagen, mit denen unterschiedliche Fahrzeugtypen und Antriebsarten lackiert werden können. Der befragte Anlagenbauer geht für 2020 von einem stabilen Geschäft aus, sofern die prognostizierten Absatzziele der Automobilindustrie nicht gründlich verfehlt werden.
Nasslackierung: Kundenstruktur verändert sich
„Die schlechte Stimmung in den Medien teilen wir nicht“: So lautet das klare Eingangs-Statement eines Herstellers von Nasslackieranlagen. Die schon seit einem Jahr deutlich nachlassende Nachfrage aus der Automobilindustrie wird in diesem Unternehmen durch ein Wachstum in anderen Bereichen wie der allgemeinen Industrie, der Medizintechnik und dem Sonderfahrzeugbau kompensiert. Deshalb wird für 2020 ein Umsatz auf dem Niveau von 2019 erwartet – wobei die Sorge besteht, dass Einflussfaktoren wie Dieselkrise und Klimawandel „hochgeredet“ werden und die Konjunktur beeinträchtigen.
Pulverbeschichtungsanlagen: Verzögerungen, aber kein Minus
Ein namhafter Hersteller von Pulverbeschichtungs- und Applikationsanlagen berichtet von Verzögerungen bei Neuprojekten, aber insgesamt guter Auftragslage aus verschiedenen Kundenbranchen. Mit anderen Worten: Die Anwender sind vorsichtiger, aber sie investieren, und das weltweit tätige Unternehmen geht von einer stabilen Geschäftsentwicklung in 2020 aus. Das betrifft auch die Automobilindustrie, die in die Elektromobilität investiert. Zudem sieht der Anlagenhersteller zusätzliche Perspektiven in der Digitalisierung, die auch positive Auswirkungen auf Investitionen in der Beschichtungstechnik hat.
Der vollständige Beitrag zur Branchenumfrage erscheint Ende Dezember in der Januarausgabe von JOT.