Digitalisierung des Shop-Floor-Managements

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Die Digitalisierung des Shop-Floor-Managements kann ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur smarten Produktion und Industrie 4.0 sein. JOT sprach mit dem Digitalisierungsexperten Manfred Dietrich über die konkreten Aufgabenstellungen und Zielsetzungen in der Fertigung. Lesen Sie hier einige Auszüge aus dem exklusiven Interview. Das vollständinge Interview finden Sie in unserer April-Ausgabe.

Herr Dietrich, was ist unter Shop-Floor-Management zu verstehen?
Der Begriff wird seit Mitte der 90er Jahre benutzt und beschreibt eine effektive Art der Produktionssteuerung. Anhand bestimmter Kennzahlen und Einflussgrößen wird das Geschehen vor Ort bewertet und entsprechend gesteuert, um permanent eine Verbesserung der Produktion zu erzielen. Eine wichtige Kennzahl im Shop-Floor-Management ist beispielsweise der OEE (Overall Equipment Effectiveness), bei dem die Produktion in Verluste eingeteilt wird. Solche Verluste können zum Beispiel Maschinenstillstände oder die Qualität betreffen. Ist eine Maschine nicht voll ausgelastet, können auch Planungsverluste entstehen. Im Shop-Floor-Management werden diese Verluste näher analysiert und Maßnahmen abgeleitet: In welchen Bereichen muss ich nachsteuern? Was kann ich tun, wenn ich beispielsweise einen Verzug in der Produktion habe? Muss ich vielleicht generell etwas am Produktionsablauf ändern?

Welche Rolle spielt hier das Thema Digitalisierung?
Die Produktions-Kennzahlen werden in den Meetings meist auf einer Art Tafel präsentiert. Während die Zahlen früher manuell an den Maschinen abgelesen und auf die Tafel übertragen wurden, erfolgt die Datenspeisung heute idealerweise im Sinne von Industrie 4.0 automatisch aus unterschiedlichen Quellen. Datenquellen können beispielsweise die Maschinen selbst, das Qualitäts- oder Energiemanagement oder das ERP-System sein. Auch das Supply-Change-Management (SCM), also die gesamte Lieferkette von der Materialbeschaffung bis zur Logistik, ist ein wichtiger Aspekt im Shop-Floor-Management. Letztendlich sollen alle Maschinen und Prozesse miteinander vernetzt sein, um einen kontinuierlichen Datenfluss zu generieren.

Können Sie konkrete Anwendungsbeispiele nennen?
Ein möglicher Use Case ist die Klassifikation von Stillständen: Durch die automatisierte Erfassung von Stillständen an Maschinen lässt sich ein besseres Prozessverständnis entwickeln. Eine einfache Einteilung könnte beispielsweise die Unterscheidung von kurzen und langen Stillständen sein. Ein zweiter denkbarer Use Case betrifft das Alert-Management: Bei dauerhafter Unterschreitung von OEE-Zielvorgaben an einer Engpass-Maschine wird beispielsweise die Fertigungsleitung automatisch per E-Mail informiert. Damit reduziert sich der Zeitaufwand für die permanente Überwachung von Grenzwerten in Auswertungen und Diagrammen deutlich.

Shop-Floor-Management ist also eine Art ganzheitliches Führungsinstrument?
Ja, das trifft es ziemlich gut. Das Shop-Floor-Management trägt zu einer stetigen Verbesserung der Abläufe in der Produktion bei und erhöht die Transparenz der einzelnen Prozessschritte. Durch die Digitalisierung lassen sich zeitaufwändige manuelle Tätigkeiten für Datenerfassung und -aufbereitung auf ein Minimum reduzieren. Fehler und Probleme werden frühzeitig erkannt und erlauben ein schnelles Reagieren, was unter anderem zu einer höheren Liefertreue und weniger Qualitätsverlusten führt.

Autor(en): Wi

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