In normalen Zeiten wird der Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis „Die Oberfläche“ auf der internationalen Fachmesse Surface Technology Germany verliehen. Weil diese 2020 aber zunächst verschoben und dann abgesagt werden musste, hat die Jury die Preisverleihung per Videokonferenz nachgeholt. Martin Metzner, Leiter der Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, hat den Preis 2012 ins Leben gerufen und ist bis heute Mitglied der interdisziplinären Jury, die die Auszeichnung alle zwei Jahre vergibt. Metzner hat zusammen mit den anderen beiden Juroren, Michael Hilt und Martin Riester, anhand der Kriterien Innovationsgrad, Nachhaltigkeit, Enabler-Qualitäten und industrielle Machbarkeit die drei Preisträger aus 23 Bewerbungen ausgewählt.
1. Platz: Integrierter Lackierprozess für Lkw-Fahrerhäuser
Mit "Eco Paint Process Trucks" (EP-T) ist es den Ingenieuren um Thomas Steigleder von der Daimler Truck AG gelungen, einen umweltfreundlichen und flexiblen Lackierprozess für Lkw-Fahrerhäuser zu entwickeln. Dabei werden die Lackmaterialien in einer Box vollautomatisiert aufgetragen. Zusätzlich konnte eine energieeffiziente und ressourcenschonende Trockenabscheidung des Lack-Oversprays realisiert werden. Das Temperaturniveau der Decklacktrocknung ist von 140 °C auf 80 °C gesenkt worden. Insgesamt fallen die CO2-Emissionen dieses integrierten Lackierprozesses um mehr als 50 % geringer aus. Weil das Lkw-Fahrerhaus in der Lackierbox nicht bewegt werden muss, reduziert sich zudem die Länge der Anlage um über 60 %.
2. Platz: Applikationsprozess für PVC-Materialien zum Abdichten von Karosserien
Gemeinsam haben es Sten Mittag von der Atlas Copco IAS GmbH aus Essen und Gido Hoppe von der Audi AG geschafft, mit dem neuartigen Applikationsverfahren "IDDA.Seal" die PVC-Auftragsmenge je Fahrzeug zu minimieren. Es wird nur die kleinstmögliche Mengeneinheit als Einzeltropfen appliziert. Die hochfrequente Aneinanderreihung der Tropfen ergibt eine geschlossene, homogene PVC-Applikationsbahn. Zusätzlich wird mit dem hochpräzisen und materialsparenden Verfahren der Automatisierungsgrad erhöht, die Qualität gesteigert und die manuelle Nacharbeit deutlich reduziert. IDDA.Seal kommt bei der Bördelfalzversiegelung, beim Nahtabdichten am Unterboden oder im Innenraum von Fahrzeugen zum Einsatz.
3. Platz: Korrosionsbeständige Rhodium-Ruthenium-Legierung
Wenn die Edelstahl- oder Goldbeschichtungen an der Ladebuchse von Smartphones oder Tablet-PCs häufig in Kontakt mit Hautschweiß oder Meerwasser kommen, korrodieren sie sehr schnell. Uwe Manz, Leiter Forschung und Entwicklung bei Umicore Galvanotechnik in Schwäbisch Gmünd, hat deshalb mit "Rhoduna Alloy" eine korrosionsbeständige Rhodium-Ruthenium-Legierung entwickelt. Sie ermöglicht es, dass Endkunden ein Produkt länger nutzen können und Hersteller sich unzählige Reklamationen ersparen.
Autor(en): Wi