In vielen Millionen Jahren Evolution haben sich Pflanzen optimal auf die Interaktion mit Licht eingestellt. Bei Blütenpflanzen hängt der Bestäubungserfolg wesentlich vom Farbeindruck ab. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Rosen, deren Blütenblätter eine matte und zugleich satte Farbe aufweisen. Unter dem Rasterelektronenmikroskop offenbart die Rose ihr Geheimnis: Das äußere Abschlussgewebe ihrer Blütenblätter, die Epidermis, besteht aus dicht gedrängten Mikrostrukturen, zusätzlich gerippt durch Nanostrukturen. Mit den winzigen Strukturen gelingt es der Rose, alles einfallende Licht in die Zellen einzukoppeln – nur das farbige Licht tritt wieder aus.
Vorteile von hochglänzenden und matten Oberflächen vereint
Von diesem Prinzip hat sich Phytonics, ein Spin-off aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), zu einer Antireflexfolie für verschiedenste Oberflächen inspirieren lassen. "Unsere Folie ermöglicht es, die Vorteile von hochglänzenden und matten Oberflächen zu vereinen, nämlich intensive Farben ohne störende Reflexionen zu erreichen", erklärt Dr. Ruben Hünig, Mitgründer von Phytonics. Bei der digitalen Hannover Messe 2021 stellte das Start-up seine Antireflexfolie am virtuellen Stand "Future Hub" des KIT erstmals vor. Forschende am KIT gründeten Phytonics aus der Motivation heraus, den nachhaltigen Umbau des Energiesystems mit effizienter Photovoltaik voranzubringen und dazu Solarzellen mit breitem Absorptionsspektrum und hoher Einfallswinkeltoleranz zu entwickeln. Dabei lassen sie sich von Pflanzen inspirieren. Dies soll sich im Namen widerspiegeln: Im Wort Phytonics verschmelzen Phyto und Photonics. Ab 2021 erhält das Hightech-Start-up eine Förderung im Programm EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Europäischen Sozialfonds (ESF).
Der komplette Beitrag ist in der JOT 07/2021 erschienen.
Autor(en): Karlsruher Institut für Technologie KIT