Beizprozesse sind elementarer Bestandteil in der Vorbehandlung von Beschichtungsprozessen. Dabei kann Wasserstoff in das Metallgitter eindringen und eingelagert werden. Es stellt sich die Frage, wann sich im System Werkstoff, mechanisches Belastungskollektiv und Wasserstoffangebot ein kritischer Bauteilzustand einstellt. Eine Vortragsreihe im Rahmen der ZVO-Oberflächentage 2018 beschäftigt sich sowohl mit modifizierten Prüfverfahren in der Bauteilverspannung als auch mit elektrochemischen Prüfverfahren und diskutiert die Bedeutung der heute verwendeten Modellprüfkörper und deren Prüfkörpereigenschaften am Beispiel von Wellensicherungsringen.
Besonderes Augenmerk gilt dabei der Vorbehandlung von höherfesten Stahlteilen zum Beispiel in Verzinkungsprozessen. In der Vergangenheit waren Anwender und Entwickler in der Bewertung der Wirkung von Beizprozessen auf ihre hausinternen Prüfvorschriften angewiesen. Dies stellten sowohl die Chemiefachfirmen als auch die Anwender vor die Herausforderung, eine gemeinsame Bewertungsbasis ihrer Produkte beziehungsweise Prozesse zu finden. Es werden Ergebnisse vorgestellt, mit denen Anwender und Entwickler Prozessparameter definieren können, welche die Hemmwirkung der Beize (Metallauflösung) und die Wasserstoffbeladung der Bauteile in hochdynamischen Beizprozessen prüfen können. Vorliegende neue Messergebnisse lassen einen neuen Blickwinkel auf die Wirkung von Beizen und der in ihnen eingesetzten Beizinhibitoren entstehen. Abgeleitet aus diesen Ergebnissen wird eine neue Arbeitshypothese zur Wasserstoffbeladung in Beizbädern vorgestellt und diskutiert. Der abschließende Ausblick zeigt Möglichkeiten auf, wie durch das vorgestellte Modell Einfluss auf eine mögliche Bauteilversprödung durch Wasserstoff in einem ganzheitlichen elektrochemischen Verzinkungsprozess genommen werden kann.
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Autor(en): ZVO