Die Runderneuerung der Lackiererei am Audi-Standort Neckarsulm nimmt konkrete Formen an. Mit dem Spatenstich für ein neues Gebäude geht Audi nun einen weiteren Schritt, um seine Lackiererei bis 2025 in eine der modernsten Anlagen der Automobilbranche zu transformieren. Die Modernisierung der Bestandsgebäude hat in den vergangenen Monaten bereits sukzessive begonnen. Die Anlagen in sämtlichen Gebäuden werden für künftige Elektromodelle ausgelegt sein. Anpassungen an Tauchbecken, Trocknern oder Fördertechnik sind unter anderem notwendig, da zum Beispiel der Schweller eines E-Fahrzeugs aufgrund der Batterie massiger ist als bei Verbrennern. Audi stellt somit auch in der Lackiererei die Weichen, um den klaren Kurs in Richtung E-Mobilität fortzusetzen. "Die umfassende Erneuerung der Lackiererei ist ein wichtiger Baustein, um den Standort weiter zu stärken und für die Zukunft auszurichten", sagt Werkleiter Fred Schulze. "Gleichzeitig machen wir die Lackiererei fit für künftige E-Modelle." Darüber hinaus unterstützten die Baumaßnahmen auch das Audi-Umweltprogramm "Mission: Zero". "Durch den Einsatz neuer Lackieranlagen und -verfahren können wir unseren Strom- und Wasserbedarf deutlich verringern", sagt Achim Diehlmann, Leiter Umweltschutz am Standort Neckarsulm und Projektleiter Mission: Zero. Ziel sei es, im Vergleich zum aktuellen Bedarf rund 20 % weniger Energie und Wasser zu verbrauchen. Zudem erhält der Neubau eine großflächige Dachbegrünung, die Insekten und Vögeln einen natürlichen Lebensraum bietet und den Wasserabfluss bei Starkregen verlangsamt.
Einsatz energieeffizienter Technologien
Die Einsparpotenziale ergeben sich unter anderem durch energieeffiziente Technologien, die im Neubau A22 zum Einsatz kommen. Dort findet künftig die Vorbehandlung und die Kathodische Tauchlackierung (KTL) statt. Bei der Vorbehandlung wird die Karosserie zum Beispiel von Fetten und Ölen gereinigt. In der KTL-Anlage wird die Karosserie mit einer korrosionsschützenden Schicht versehen. Künftig kommt dafür eine sogenannte Rotationsanlage zum Einsatz, welche die Karosserie im Tauchbecken um 360° dreht. Vorteil: Im Vergleich zur bisherigen Anlage lässt sich eine noch gleichmäßigere Lackschicht erzielen und die kleineren Becken wirken sich positiv auf die Energiebilanz aus. Ein modernes Trocknerkonzept spart anschließend ebenfalls Energie. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass es die Karosserie gleichmäßiger aufheizt. Das Fahrzeug wird künftig von innen nach außen erwärmt, wodurch sich die Effizienz des Verfahrens steigern lässt.
Modernisierung Bestandsgebäude
Weniger Energie und Wasser verbraucht Audi künftig auch durch neue Anlagen und Verfahren, die im Zuge der Restrukturierung der Decklackierung im Gebäude A17 installiert werden. Einsparungen ergeben sich hier etwa durch eine Umstellung der Anlagen auf Umluftbetrieb. So führt Audi den Lacknebel, der bislang mithilfe von Wasser abgeschieden wird, künftig über einen luftgeführten Kreislauf durch spezielle Kartonfilter. "Durch die Umstellung auf ein luftgeführtes System sparen wir eine erhebliche Menge Wasser und reduzieren unseren Energieverbrauch, weil wir das Wasser nicht mehr umpumpen müssen", sagt Diehlmann. "Gleichzeitig können wir durch das neue System weiter unsere Emissionen innerhalb des Lackierprozesses senken." Eine weitere Energieeinsparung ergibt sich aus der Umstellung des Lackierprozesses bei der Bund C-Reihe. Dabei wird der Basislack direkt "nass in nass" auf den Vorzonenlack aufgetragen und ersetzt den bisherigen Füller.
Die neue Lackiererei ist eine von mehreren wichtigen Baumaßnahmen, die aktuell am Standort Neckarsulm umgesetzt werden. Ende 2022 wird das fünfstöckige Multifunktionsgebäude der Technischen Entwicklung fertiggestellt sein. Zum Jahreswechsel 2021/22 sind zudem die Erdarbeiten für den Neubau einer Montagehalle gestartet, die 2024 in Betrieb genommen werden soll.
Autor(en): Wi