Die industrielle, weitgehend automatisierte einschichtige Pulverbeschichtung verschiedenster Bauteile aus Stahl für den Einsatz im Innenbereich ist seit vielen Jahren im Einsatz und hat, unter anderem bedingt durch moderne Produktionsanlagen, unzweifelhaft einen relativ hohen Standard erreicht. Trotzdem zeigten im Laufe der letzten Jahre am Prüf- und Forschungsinstitut OFI in der Abteilung Werkstoffanwendungen abgewickelte Schadensfälle, dass derartige Beschichtungen durchaus an ihre Grenzen stoßen beziehungsweise versagen können. Dies insbesondere dann, wenn nach der Produktion der Bauteile bei Transport oder Montage zum Beispiel Feuchtigkeit über einen gewissen Zeitraum einwirkt: Rotrost – meist ausgehend von Kanten und Ecken – sowie Abblättern der Beschichtung ist die Folge. Eine aktuelle Untersuchung befasste sich nun mit der Frage, wie technisch sinnvoll und nachhaltig Korrosionsschutz für den Innenbereich ist.
Korrosionsschutz für Innenbereich als Qualitätskriterium
Die Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass auch bei Bauteilen für die Verwendung im Innenbereich der Korrosionsschutz als ein wesentliches Qualitätskriterium nicht außer Betracht gelassen werden darf. Dies insbesondere dann, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Bauteile bei Transport beziehungsweise vor und nach der Montage Feuchtigkeit oder sogar salzhaltiger Atmosphäre ausgesetzt sind. Aus diesen Gründen ist die Anwendung von pulverbeschichteten bandverzinkten Blechen (Duplex-System) aus technischer Sicht sicherlich sinnvoll. Eine entsprechende chemische Untergrundvorbehandlung (Reinigen, Entfetten, Erzeugen einer Konversionsschicht) sichert zudem eine ausreichende Haftfestigkeit der Beschichtung (zum Beispiel bei mechanischen Belastungen) und ist als Stand der Technik vor dem Beschichten zu bezeichnen. Wie vergleichende Prüfungen am OFI ergeben haben, ist besonders beim nachträglichen Verformen von bereits pulverbeschichteten, im speziellen nicht bandverzinkten Blechen aufgrund von Mikrorissbildung auch bei nur kurzzeitiger Feuchteeinwirkung die Gefahr groß, dass es zu störender Rotrostbildung kommt. Nachhaltigkeit basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung, wie des gesamten Produktlebenszyklus oder auch einer entsprechenden Unternehmenspolitik. Zu diesem Zweck stehen auch wie erläutert analytische Werkzeuge (Normen, Verfahrensweisen) zur Verfügung. Eine reine Cradle-to-Gate-Footprint-Betrachtung wäre zu kurz gedacht, da neben den sozialen Aspekten, wie sozial verträgliche Produktion, auch ökonomische Aspekte vernachlässigt würden. Hier kann im speziellen eine gesicherte Produktnutzungs- und -lebensdauer angeführt werden. Sorge um die Nachhaltigkeit endet nicht mit dem Verkauf des Produktes, sondern soll auch immer zumindest noch die Nutzungsphase (Stichwort: lebenslange Garantie) und bestenfalls auch die Entsorgung (Rücknahme- und Entsorgungsverpflichtung) beinhalten. Die Fragestellung, inwiefern Korrosionsschutz für den moderaten Innenbereich technisch sinnvoll und nachhaltig ist, kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Es ist dafür immer eine projektspezifische, ganzheitliche Betrachtungsweise aus technischer, ökologischer und ökonomischer Sicht erforderlich. Aus technischer Sicht konnte allerdings mit den aktuellen Untersuchungen klar gezeigt werden, dass zum Beispiel eine Ausführung im sogenannten "Duplexverfahren" (Bandverzinkung und Pulverbeschichtung) eine qualitativ hochwertige und somit für den Bauherrn risikominimierende Variante für Bauteile im moderaten Innenbereich darstellt.
Der vollständige Beitrag ist in der März-Ausgabe von JOT erschienen.
Autor(en): Franz-Fabian Burger, Dr. Anton Grünberger, Dr. Klaus Jörg