Optimierungspotenziale im Reinigungsprozess standen im Mittelpunkt der 27. Fachtagung Industrielle Bauteilreinigung am 15. und 16. März 2018 in Ulm. 142 Teilnehmer kamen zu der Veranstaltung des Fachverbands industrielle Teilereinigung e.V. (FiT). Über die Inhalte der von fairXperts organisierten Veranstaltung informiert der folgende Nachbericht.
Den Rahmen des Programms bildeten die vom FiT erarbeiteten Leitlinien für eine qualitätssichernde Prozessführung in der Bauteilreinigung. Im Auftaktvortrag präsentierte Kerstin Zübert (Hermann Bantleon GmbH), durch welche Maßnahmen und Veränderungen im Fertigungsprozess es einem metallverarbeitenden Betrieb gelang, Sauberkeitsanforderungen wie "kein Partikel größer 150 µm" sowie ölfreie, montagefertige Bauteile prozesssicher und effizient umzusetzen. Ausgehend vom bisherigen Reinigungskonzept, bei dem die Entfettung in Großgebinden intern und die Feinreinigung extern durch einen Dienstleister erfolgte, stellte Frank Repenning (Progress Werke Oberkirch AG) die Optimierung der Lieferkette durch einen unternehmensspezifisch ausgelegten Reinigungsprozess vor. Stationen dabei waren die Entwicklung eines Reinigungsmagazins sowie die Investition in ein neues Reinigungssystem mit Teileausgabe in einen Sauberraum.
Mit den Ursachen, Folgen und der Vermeidung von mikrobiologischen Verunreinigungen in der Prozesskette beschäftigte sich der Vortrag von Michael Brust (Thor GmbH). Über die Auslegung und Realisierung eines neuen Reinigungskonzepts für die Lösemittel-Reinigung und -Konservierung von Stanz- und Umformteilen für die Automobilindustrie berichtete Michael Kuppinger (Steel Automotive GmbH). Er zeigte auf, welche Aspekte hinsichtlich Chemie, Anlagentechnik, Teilehandhabung, Lösemittelaufbereitung, Bedienerfreundlichkeit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen waren. Jörg Ihde (Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung IFAM) beleuchtete in seinem Vortrag die Inline-Reinigungsverfahren Plasma-, CO2-Schneestrahl- und Laserreinigung für sichere Klebeprozesse. Er informierte über typische Einsatzbereiche, Materialien sowie die Stärken und Schwächen der einzelnen Verfahren. Das Hochdruckwasserstrahlen als Reinigungs- und Entgratverfahren für unterschiedliche Anwendungsgebiete von der Automobilindustrie über Hydraulik und Pneumatik bis zur Medizintechnik stellte Matthias Wadle (Piller Entgrattechnik GmbH) vor. Mit ihren Tagungsunterlagen erhielten die Teilnehmer auch einen ersten Entwurf der neuen FiT-Richtlinie "Filmische Verunreinigungen beherrschen", die vom FiT-Arbeitsausschuss Messen, Prüfen und Steuern erarbeitet wurde. Im Vortrag dazu informierte Michael Flämmich (Vacom Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH) über den Stand der Dinge, den Inhalt und die Ziele dieser neuen Handlungsempfehlungen. Ergänzend dazu berichtete Wolfgang Schmitt (Doduco Solutions GmbH) aus Anwendersicht über die Motivation, an der Ausarbeitung der Richtlinie mitzuarbeiten. Eine Übersicht über den Stand der Technik zu Messtechnik und -größen für die Überwachung der Ultraschall-Wirkungskette bot der Vortrag von Thomas Dreyer (Weber Ultrasonics AG) und Markus Windisch (Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV). Lösungen für die produktionsnahe Überwachung von partikulären Verunreinigungen auf Bauteilen und im Fertigungsumfeld durch schnelle Messtechnik stellte Markus J. Heneka (RJL Micro & Analytic GmbH) vor.
Abschluss des ersten Veranstaltungstages bildete das Innovationsforum Bauteilreinigung mit sechs Vorträgen. Anbieter aus den Bereichen Reinigungsverfahren, Messtechnik für die Kontrolle der partikulären und filmischen Sauberkeit, Wasseraufbereitung und Filtration präsentierten dabei neue Lösungen und Services. Der zweite Tag stand im Zeichen der Digitalisierung und begann mit einem Vortrag zum Thema "Smart Factory – Wo geht es hin2? Jochen Leppert (Staufen Digital Neonex) stellte dazu Industrie 4.0 Innovationsansätze in den Bereichen cyber-physische Systeme, Assistenzsysteme sowie Technik- und Prozessinnovationen vor. Außerdem informierte er anhand von Beispielen über realisierte Lösungen in verschiedenen Industriebereichen. Um die Verknüpfung von Grundlagenforschung und Anwenderorientierung ging es im Vortrag von Prof. Lothar Schulze (stellvertretender Vorstandsvorsitzender des FiT) und Robert Huber (Pero AG) zum FiT-Forschungsprogramm QSrein 4.0. Besprochen wurden dabei die Zielpräzisierung, Erkenntnisse aus der industriellen Praxis, Vorschläge aus der Anlagentechnik und Lösungsansätze sowie die Vorschläge für ein Forschungskonzept. Ergänzend riefen sie die Teilnehmer zur Mitarbeit auf.
Welche Möglichkeiten vorhandene Lösungen bieten, um die Prozessstabilität und Anlagenverfügbarkeit in der Bauteilreinigung durch eine wissensbasierte Prozessführung zu erhöhen, stellten Joachim Schwarz und Thomas Gutmann (beide Mafac E. Schwarz GmbH & Co. KG) sowie Roland Denefleh (SEW-Eurodrive GmbH & Co. KG) anhand eines realisierten Beispiels bei SEW-Eurodrive vor. Unter dem Motto "Eine moderne Anlage zur Teilereinigung überwacht, kommuniziert und greift ein" präsentierte Robert Huber (Pero AG) ein Praxisbeispiel aus der Medizintechnik. Er legte dar, welche Optimierungspotenziale durch die Erfassung verschiedener Parameter im Reinigungsprozess ausgeschöpft werden können. Denkanstöße bot auch der Vortrag von Prof. Andreas Syska (Faszination Produktion) mit seinem Referat "Jenseits von Industrie 4.0". Er ließ die Teilnehmer dabei an der Vision einer digitalen und sozialen Marktwirtschaft teilhaben, die dem Menschen dient, und warf gleichzeitig einen kritischen Blick auf die möglichen negativen sozialen und beschäftigungsbezogenen Auswirkungen durch Digitalisierung und Vernetzung. Die nächste Fachtagung "Industrielle Teilereinigung" findet am 15. und 16. März 2019 in Ulm statt.
Bild: Mit 142 Teilnehmern war die Tagung so gut besucht wie nie zuvor.
Autor(en): Ke