Die Oberflächentechnik in Corona-Zeiten

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In Krisenzeiten sind in der Industrie innovative Ideen und neue Geschäftsmodelle gefragt. Auch die Oberflächenbranche zeigt sich während der Corona-Krise kreativ und erschließt neue Geschäftsbereiche oder stellt teilweise Produktionslinien um.

Die Atemwegserkrankung COVID-19 war erstmals im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan auffällig geworden und entwickelte sich in China schnell zur Epidemie, die sich schließlich weltweit ausbreitete. Seitdem die Corona-Krise am 11. März 2020 offiziell von der WHO zur Pandemie erklärt wurde, hat der Virus die Wirtschaft fest im Griff: Viele Geschäfte sind geschlossen, Veranstaltungen abgesagt oder verschoben und Millionen Beschäftigte befinden sich in Kurzarbeit. Trotzdem wird in den meisten Betrieben weiterhin gearbeitet. Vor allem die Industrie ist bemüht, die Produktion aufrechtzuerhalten. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts spüren im Verarbeitenden Gewerbe 63 Prozent der befragten Firmen negative Auswirkungen der Corona-Pandemie. Am stärksten betroffen seien Unternehmen der Elektroindustrie, des Maschinenbaus und der Chemiebranche.

Als Querschnittsindustrie, die sich global über zahlreiche Anwendungsgebiete erstreckt, sind auch in der Oberflächentechnikbranche die Sorgen groß, wie eine Kurzumfrage des Verbands für Oberflächentechnik von Aluminium e.V. (VOA) verdeutlicht. Die Verbandsmitglieder äußerten, dass ein Bestell- und Umsatzrückgang infolge der geminderten Kapazitätsauslastung aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Architektur und Flugzeugbau zu verzeichnen ist. Auch machen den Mitgliedsunternehmen unterbrochene Lieferketten zu schaffen. Daraus folgt, dass seitens der Unternehmen der Produktionsprozess angepasst und in vielen Fällen Kurzarbeit angemeldet oder bereits eingeführt wurde. Um die akute Infektion durch das Coronavirus einzudämmen, haben Unternehmen außerdem ihre Hygienevorschriften erweitert und schulen die Mitarbeiter zu den Hygienestandards. Die Maßnahmen reichen von Bereitstellung von Schutzkleidung, Anpassung der Schichtmodelle über Schließung von Betriebskantinen und der Ausweitung des Home Office bis zu Reiseverbote für Mitarbeiter und Ausschluss fremder Personen in den Unternehmen.

Mit innovativen Ideen durch die Corona-Krise

Teilweise werden sogar ganze Produktionslinien umgestellt oder neue Geschäftsbereiche erschlossen. Beispielsweise kann der Komponenten- und Anlagenbauer Weber  Ultrasonics dank der Unterstützungen weiterer Firmen nun mit  einer eigene Maskenproduktion aufwarten; durch die Firma Plasmatreat soll Einweg-Schutzkleidung zukünftig mittels atmosphärischen  Plasmas mehrfach verwendbar sein und einige Lack- sowie Lösemittelhersteller produzieren neuerdings auch Desinfektionsmittel. Im Bereich der Kommunikation macht Corona ebenfalls erfinderisch: Bei der Fernwartung und Fehlersuche können Unternehmen zum Beispiel mit in Prozess- und Kontroll-Apps integrierter Augmented Reality über weite Distanzen visuell in Echtzeit kommunizieren und Arbeitern mit konkreten Anweisungen direkt an der Maschine helfen. Zudem setzen Unternehmen sowie Institute vermehrt auf Online-Schulungen, Webinare oder Online-Showrooms. Solche innovativen Ideen tragen maßgeblich dazu bei, dass Unternehmen Krisen besser überstehen als weniger kreative Firmen, wie eine Analyse des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt. Experten raten daher, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Corona-Krise nicht herunterzufahren.

 

 

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